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Waschechheiten – Diverse Einflüsse

Da die Waschgewohnheiten weltweit sehr unterschiedlich sind, gibt es auch eine Vielzahl von Normen. Diese unterscheiden sich in der Waschtemperatur, den Waschmitteln und den Zusätzen an oxidierenden Substanzen, dem Flottenverhältnis, aber auch in der mechanischen Beanspruchung. Ziel der Prüfnormen ist stets, mit einfachen, genormten Labortests eine Aussage bzw. Vorhersage über die Gebrauchstüchtigkeit zu erhalten. Wie aus nachfolgenden Bemerkungen ersichtlich wird, ist dieses Ziel allerdings nicht gerade einfach zu erreichen.

Besonders auf einen kritischen Punkt bei Werknormen darf hingewiesen werden: Gerade bei den Waschechtheiten
sind oft Werknormen von z.B. Kaufhausketten, Sportartikelherstellern u. a. üblich. Hierbei werden häufig handelsübliche Waschmittel (z.T. optische Aufheller enthaltend) vorgeschrieben, da die offiziell vorgeschriebenen Waschmittel oftmals nicht mehr den aktuell in der Praxis verwendeten Produkten entsprechen. Solche Prüfungen sollten aber trotzdem, wenn immer möglich, vermieden werden. Einerseits ist die Zusammensetzung der Handelswaschmittel nicht konstant (je nach Ort/Zeitpunkt des Kaufes sind unangekündigte Wechsel möglich), andererseits ist die Homogenität der Waschmittel problematisch (von der Produktionsseite aus und transportbedingt), was bei den kleinen Einwaagen bei Echtheitsprüfungen besonders ins Gewicht fällt. D.h. bei handelsüblichen Waschmitteln ist weder die Konstanz noch die Homogenität gewährleistet. Die Vergleichbarkeit von Arbeiten verschiedener Prüfstellen wird dadurch äusserst fraglich.

 

Diverse Einflüsse – Flottenverhältnis

Bei den Waschechtheiten stellt sich immer wieder die Frage des zu wählenden Flottenverhältnisses. Häufig wird ein Flottenverhältnis von 1:50 vorgeschrieben, aber auch feste Flottenmengen sind nicht unüblich. Speziell letztere Version führt, insbesondere bei Textilien mit niedrigerem Flächengewicht, zu noch viel längeren Flottenverhältnissen. Vor allem beim Anschmutzen der Begleitgewebe kann bei zu langen Flottenverhältnissen ein zu günstiges Anschmutzverhalten erreicht werden. Niedrigere Flottenverhältnisse zur Verbesserung der Korrelation zur Praxis setzen sich durch. Bei einigen Werknormen von Textilanbietern sind bereits kurze Flottenverhältnisse vorgeschrieben (z.B. 1: 9). In der Realität, d. h. bei der Wäsche im Haushalt, ist in Europa noch von deutlich kürzeren Flottenverhältnissen, bis zu einem Verhältnis von 1: 6 oder gar noch tiefer, auszugehen.

 

Temperatur

Das Ändern der Nuance wird durch Temperaturerhöhung verstärkt. Beim Anbluten ist das nicht unbedingt
der Fall. Je nach Substantivität des beim Waschvorgang abgelösten Farbstoffes kann eine niedrigere Temperatur
zu stärkerem Anbluten führen. Da tiefere Waschtemperaturen immer wichtiger werden, ist der zuletzt genannte Aspekt vermehrt zu beachten. Bereits heute werden schon mehr als die Hälfte der Haushaltswäschen in Deutschland bei 30–40°C durchgeführt. Für das Testen der Nuancenstabilität sind höhere Temperaturen, als in der Praxis üblich, berechtigt. So mag z. B. eine Wäsche bei 95 °C sehr gut geeignet sein, um eine Vorhersage der Nuancenstabilität bei mehreren Wäschen bei 60 °C oder tiefer zu machen. Keinesfalls zu empfehlen ist jedoch, aus dem Anblutverhalten bei dieser Kochwäsche auf das Anbluten bei tieferen Waschtemperaturen zu schliessen.

 

Oxidationsmittel

Durch Zusatz von Oxidationsmitteln sowie Bleichaktivatoren wird die Nuancenänderung oft verstärkt. Beim Anbluten hingegen kann sowohl eine Verschlechterung, als auch – durch den Bleicheffekt – eine Verbesserung eintreten.

 

Optische Aufheller

Die hier zur Diskussion stehenden Waschechtheiten werden ohne optische Aufheller durchgeführt. Dies entspricht zwar den Empfehlungen in ISO 105, ist aber fragwürdig, da in den meisten Haushaltswaschmitteln optische Aufheller enthalten sind. In AATCC TM 61 werden zwei verschiedene Waschmittel (mit/ohne optischem Aufheller) beschrieben.

 

Waschmittel

Die auf (Marseiller-) Seife basierenden Waschechtheitsnormen (ISO 105-C01-C05) wurden von der ISO
als erste Waschtests ausgearbeitet und bis heute beibehalten. Daneben wurden Testmethoden entwickelt, welche den veränderten Waschgewohnheiten und Waschmitteln entsprachen. Der Grundstein dazu sind die Normen ISO 105-C06 und DIN 54017 «Bestimmung der Waschechtheiten von Färbungen und Drucken bei der Haushaltswäsche und dem gewerblichen Waschen». Diese Norm beinhaltet u.a. Waschtests bei 40/50/60/70 und 95 °C, die Verwendung von synthetischen Waschmitteln (4 g/l ECE-Testwaschmittel (B), phosphathaltig,
früher ECE 77) sowie die Option 2, Zugabe von 1 g/l Natriumperborat-Tetrahydrat. Die Aktivierung von Perborat erfolgt bei diesen Tests ausschliesslich durch die Temperatur oberhalb 60 °C. 1998 wurde das ECETestwaschmittel (A) bzw. ECE 98 phosphatfrei eingeführt.

 

Bleichaktivatoren

Die Entwicklung hin zu immer tieferen Waschtemperaturen führte dazu, dass die Waschmittelindustrie Perborat-
bzw. Percarbonat-Aktivatoren den Waschmitteln zusetzte (in Europa seit 1978). Nach Reklamationen mit dem Aktivator TAED (Tetraacetylethylendiamin) entstand 1995 die Norm ISO 105-C08. Diese Methode wird ähnlich der ISO 105-C06 gehandhabt, geprüft wird jedoch bei 40/50/60 sowie 95°C mit 4 g/l ECE-Testwaschmittel A (phosphatfrei), 1 g/l Natriumperborat-Tetrahydrat und zusätzlich 150 mg/l TAED. In den USA wird im Gegensatz zu TAED als Aktivator SNOBS (sodium nonanoyloxybenzene sulfonate) eingesetzt. Für diesen Aktivator SNOBS ist ein Annex B in Diskussion.

 

Mehrfachwäschen

Je häufiger gewaschen wird, desto grösser die Nuancenänderung. Das Anbluten kann in eher seltenen Fällen, durch den jeweiligen Waschbadwechsel, besser werden. In der Regel findet jedoch eine Anreicherung statt, d.h. das Anbluten nimmt bei mehrmaliger Wäsche zu. Häufig werden Mehrfachwäschen verlangt, z.B . 3- oder 5-fach Tests. Diese werden bei Testing CSA durchgeführt, indem jeweils vorschriftsgemäss ausgespült wird, jedoch nicht zwischengetrocknet, und dann der Test mit der gleichen Probe, mit frisch hergestellter Waschlösung, weitergeführt wird. Korrekt wäre zwar, jeweils eine Zwischentrocknung vorzunehmen. Dies bedeutet jedoch einen deutlichen Mehraufwand an Zeit. Aus eigener Erfahrung ist der Einfluss auf das Ergebnis gering; es soll nicht verheimlicht werden, dass andere Echtheitsexperten anderer Meinung sind.

 

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